Die Theorie der zerbrochenen Fenster

Ein sozialwissenschaftlicher Klassiker: Wirkt ein Stadtviertel verkommen, zum Beispiel durch kaputte Scheiben an verwahrlosten Gebäuden oder herumliegenden Müll, ist das ein Signal dafür, dass es kein Interesse an öffentlicher Ordnung oder an den Gesetzen gibt. Die Forscher Kelling und Wilson beschreiben, dass dadurch eine Abwärtsspirale entstehen kann, von den zerbrochenen Fensterscheiben über kleinere Regelverstöße bis hin zu schweren Verbrechen. Der Zusammenhang mit Schwerkriminalität wurde zwar bisher nicht bewiesen, die negativen Folgen eines vernachlässigten Umfelds aber sehr wohl. Herumliegender Müll zieht weiteren Müll an. Menschen sind eher versucht, Regeln zu brechen, wenn sie sehen, dass andere Regeln brechen. Eine verwahrloste Umgebung animiert sogar zum Stehlen.

Wie steht es um die Sauberkeit und Sicherheit in Uelzen?

Ich beobachte diesen Effekt auch bei uns in Uelzen. Sobald an einer Stelle Müll liegt, lässt weiterer Müll nicht lange auf sich warten. Gut zu beobachten ist das entlang der Spazierwege am Königsberg und an der Ilmenau, aber auch an den Glas- und Altkleidercontainern. Das DRK hat sich zuletzt sogar genötigt gesehen, Altkleidercontainer abzubauen, weil deren Umgebung ständig vermüllt wurde.  

Auch der Hundekot in den Pflanzbereichen der Straßenbäume, beschmierte Sitzbänke und Hinweisschilder sprechen eine deutliche Sprache. Verwahrlosung ist, wenn es irgendwo aussieht, als würde sich keiner kümmern. Wenn Müll herumliegt, obwohl die Stadtreinigung gerade dort war. Das verunsichert viele Leute. Und viele ärgern sich über verdreckte ungepflegte Grünanlagen oder Spielplätze.

Was tun?

Für mich ist das eine gesellschaftliche Schieflage, die ich nicht hinnehmen möchte. Ich möchte nicht zulassen, dass wir mit unserer Stadt so nachlässig umgehen. Wenn das äußere Erscheinungsbild verwahrlost, geht auch der innere Zusammenhalt verloren, das Sich-Umeinander-Kümmern. Umgekehrt gilt: niemand wirft in seinem eigenen Wohnzimmer Müll auf den Boden, und niemand vermüllt das Wohnzimmer eines Gastgebers, bei dem er eingeladen ist. Wenn wir unsere Stadt als unser Zuhause, als unser Wohnzimmer begreifen, ist das ein wirksames Mittel gegen Vernachlässigung.

Mein Lösungsansatz besteht deshalb aus drei Teilen: (1) Verschärfte Kontrollen und härtere Sanktionen bei Fehlverhalten, durchgesetzt durch einen kommunalen Ordnungsdienst, der die Polizei von derartigen Routineaufgaben entlastet. (2) Schnelles Eingreifen bei Verschmutzungen und Verstößen, gestützt durch das vorhandene Meldesystem, unabhängig von der Zuständigkeit. (3)  Nachbarschaft, Dorf- und Stadtteilgemeinschaft und Vereine fördern, um das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. Denn nur in einer starken und intakten Stadtgesellschaft können wir Uelzens Zukunft gestalten.